Dienstag, 20. September 2005

Padjelantaled 2005

21./22. August: Abenteuer #1
Busfahren, warten, Rätselhefte kaufen, warten, Fliegen, Warten, Busfahren... Nein! das ist natürlich noch kein Abenteuer, höchtens lästig, denn 'ankommen' ist an sich doch etwas sehr, sehr schönes... Etwas abenteuerlicher wurde es, als Friedericke mir dann im Bus von ...äh, dem Ort, an dem wir mit Ryan Air gelandet sind... nach Stockholm (ca. 2 Stunden Fahrt...) mitgeteilt hat, dass sie ihren Fotoapparat im Flugzeug hat liegen lassen. Sch****! Tollste Landschaft und kein Foto, um das für die Nachwelt (oder auch einfach nur für uns... *g*) festzuhalten???
- und wie gut, dass F. ein Handy dabei hatte!! Der obligatorische Anruf bei Papi ("Du musst sofort bei Ryan Air anrufen") hat zwar - da Sonntag - nichts gebracht, aber wir konnten damit immerhin dank der Busfahrerin, von der wir die Nummer bekamen, am Flughafen anrufen. Und, oh Jubili!, sie haben den Foto gefunden und die nette Schwedin hat ihn einfach dem nächsten Flughafen-Shuttle-Busfahrer mitgegeben, so dass wir "nur" in Stockholm darauf warten mussten. Zum Glück kam er dann auch noch rechtzeitig - nochmal Jubili -, so dass wir ganz planmäßig und überglücklich nachmittags in den Zug Richtung Polarkreis steigen konnten...


Die Zugfahrt verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle, was bedeutet, dass wir sogar (mehr oder weniger gut - zu geizig für den Schlafwagen...) schlafen konnten.
Nicht wirklich nennenswert ist auch die Landschaft. Bereits vor zwei Jahren hat sich mir irgendwie der Vergleich mit einem Knäckebrot aufgedrängt - und zwar mit so einem mit unebener Oberseite, wo sich die Butter dann drin sammelt und sich nicht weiter verstreichen lässt. Schweden ist also nichts weiter, als ein flaches Stück Knäckebrot. Die Mulden im Knäckebrot, dass sind die Seen und überall drumherum wachsen Nadelbäume. Ab und zu mal dazwischen eins dieser niedlichen roten Häuser. An sich nicht schlecht, ganz romantisch, so ein Häuschen an einem See, die Sonne scheint. Schon richtig. Aber 15 Stunden lang nur das?? ... Aber naja, es war ja eh die Hälfte der Fahrt dunkel und ich habe geschlafen...

Jetzt aber ein Lob für die Schweden! Sie schaffen es nämlich, Fahrpläne aufeinander abzustimmen. Ob das nur im Norden und den Touristen zuliebe ist? Jedenfalls fuhr eine halbe Stunde, nachdem wir in Gällivare aus dem Zug gestiegen sind, auch schon der Bus Richtung Ritsem. Nochmal 3 Stunden im Bus und als der in Ritsem ankam, fuhr auch gleich das Boot auf die andere Seite des Akkajaure, von wo aus der Padjelantaled für uns losgehen sollte.


2 km vom Bootsanlegeplatz steht die erste Hütte (Akkastugorna), und in deren Nähe wollten wir *eigentlich* zelten und erst am nächsten Morgen richtig loslaufen. Um es kurz zu machen... 'Wir' konnten uns für keinen Zeltplatz richig entscheiden, weil es entweder zu windig war, oder der Platz stretegisch ungünstig in Bezug auf die nächsten Tagesetappen war, also sind wir an dem Tag noch ca. 15 km bis kurz vor die nächste Hütte (Kisurisstugan) gelaufen. Gerade wollte sich bei mir so ein Gefühl, endlich auf dem Padjelantaled angekommen zu sein, einstellen, als ich/wir auch schon von tausenden von Mosquitos und Fliegen umzingelt waren. Wir dachten ja eigentlich, dass es den Viechern schon zu kalt wäre um diese Zeit, aber dem war leider nicht so... Die zwei wunderschönen Stiche in meinem Gesicht, habe ich dann quasi über den ganzen Padjelantaleden getragen. Hätten die (von den Samen unterhaltenen) Hütten auf dem ersten Teil des Weges (auf dem letzten Teil sind sie vom STF organisiert) keine Spiegel auf den "Outdoor-Toiletten" wäre mir das übrigens gar nicht aufgefallen. Auch ansonsten sind diese Toiletten wegen ihrer gar untypischen Geruchsneutralität wirklich ein Lob wert ;-)
MIT den Viechern haben wir dann noch schnell eine Suppe gekocht (ganz nach dem Motto, zuviele Köche verderben den Brei), im Zelt gegessen und dann *endlich* :-) geschlafen (Um es vorweg zu nehmen, die Nacht davor war auf unserer Reise nicht die letzte Nacht, die wir in einem Zug verbringen sollten...).

23. August: Rentiere und ein Lemming
Die 'Königsetappe', 24 km, und das gleich am zweiten Tag, wo man noch sooooviel Gepäck (Essen...) mit sich rumschleppt. Apropos Gepäck - das musste natürlich am Morgen erstmal wieder gepackt, bzw. gestopft werden. Eine nervige Aufgabe. Aber naja, man gewöhnt sich ja dran und entwickelt ja auch so ganz eigene Pack- und Stopftechniken, bzw. -tricks, was ich aber nie geschafft habe, war mir zu merken, in welche Ecke meines Rucksackes, ich was gepackt habe, um so abends, schneller an das Gewünschte dran zu kommen.
...Wir standen da also morgens, umringt von Mosquitos, so beim Packen vor dem Zelt, als da plötzlich in ca. 10-20 m Entfernung ein Rentier vor uns steht. Ich war ganz baff, denn vor 2 Jahren war ja eine Horde Rentiere in weiter, weiter Ferne das höchste der Gefühle! Und es blieb nicht bei dem einen, sondern da liefen dann vorsichtig weitere 4-5 Rentiere dem Leittier hinterher - und später wieder zurück, wo sie hergekommen sind.

24. August: Von Windaversionen...
Wenn man zuviel Bafög bekommt, dann fährt man in den Ferien erst nach Island und dann nach Schweden/Skandinavien. Da Island wohl schon sehr windig ist, kommt man dann bereits mit einer Windaversion auf dem Padjelantaled an... Und so kam's dass wir wohl bei allen anderen Wanderern (man sieht ja mehr oder weniger jeden Abend die gleichen Gesichter...) als die "Neben-der-Hütte-ihr-Zelt-Aufstellerinnen" bekannt waren... Aber hey, dafür haben wir wenigstens jede Nacht gut geschlafen, weil wir das Zelt nicht festhalten mussten und es war auch meist nur ein Katzensprung in die Hütte, wo wir gekocht und den restlichen Abend verbracht haben :-).


Dieser Tag war übrigens unser einziger richtiger Sonnentag. Wir sind erst recht spät losgelaufen, aber da hat es gerade angefangen aufzuziehen und gegen nachmittag war der Himmel dann völlig blau :-) Da sieht die Landschaft doch gleich viel schöner aus. Die Rentiere auch. Und wir haben uns sogar die Zeit genommen, uns unterwegs eine Suppe zu kochen - das Wetter muss man schließlich ausnutzen. Und der Sprit im Bezinkocher wurde auch nicht weniger, da wir ja bisher so oft bei den Hütten übernachtet haben und dort auf den Gasherden gekocht haben...

Man bemerke die Rentiere im oberen Bild :-)


25. August: Auch Heuschrecken haben's schwer im Wind...
das jedenfalls dachte ich mir so, als wir mal wieder eine Weile über die Holzplanken gelaufen sind. Wobei es schon auch sehr lustig aussah: setzen zum Sprung an und denken, sie landen dort, wo ihr inneres Sprung-Navigationssystem sie hin dirigiert, und dann - schwups, ein Windstoß - und man landet ganz woanders. und womöglich noch auf dem Rücken. Tja, arme Viecher...


Die Landschaft war genial an diesem Tag. Wir haben die abgeschliffenen Felsen mal als so ne Art Rundhöcker definiert (warum studiere ich eigentlich schon so lange, wenn ich sowas immernoch nicht mit Sicherheit erkenne? Das ist fies... :-( ). Überall lagen die rum. Unaufgeräumt. Chaotisch. Toll.


Und zwischendrin immer mal nette Seen. Wär das Wetter mal besser (sprich: weniger Wind, weniger nass...) gewesen, hätte man hier soooo toll picknicken und sogar baden können. Aber das war uns wohl vergönnt. *schnief*.
Am Ende des Tages sind wir in der Samensiedlung Staloluokta angekommen. Und haben da erstmal wieder ne halbe Ewigkeit nach dem geeigneten, windgeschützen Platz für's Zelt gesucht... Dann ging's zum Kochen in die Fjällstation dort. Abendunterhaltung gabs indirekterweise auch. Die Jungs, die den Jägermeister und den Vodka über den Padjelantaleden trugen, am Nebentisch. Ja, so ein blödes Gelaber... *seufz*

26. August: Hallo? Ist da das Schicksalsbüro für Witterungsbedingungen bei Outdooraktivitäten?
...wir sind hier unten, und hätten gern mal besseres Wetter... :-(
Der Tag war einfach nur nass, windig und bäh!
Dazu die ein oder andere Flussüberquerung ohne Brücke... Platsch, platsch.
Die Landschaft hier oben ist ziemlich karg. Und bei dem Wetter sicher nochmal karger als sonst. Aber irgendwie ist das gerade das beeindruckende und tolle da oben. Keine Bäume. Überall, wie hingeworfen und nicht aufgeräumt, die Felsen in der Lanschaft... Dazwischen See, kleine oder auch größere Bäche, Wasser das an den steilen Felshängen runterläuft... Rentiere. Der Lemming mit dem ich mich aus lauter Verzweiflung unterhalten habe...
Angekommen sind wir in Tuottar völlig nass. Da haben wir uns dann entschieden, für gutes Geld (20 € pro Person) in der Hütte zu schlafen. Aber da einfach alles nass war, wäre es im Zelt ziemlich ungemütlich gewesen und so konnte in der Hütte, bzw. in der kleinen Trockenkammer alles gut trocknen.

27. August: Puderzucker-Berge
Tuottar war mit ca. 1000 m der höchste Ort. Heute morgen sind wir aufgestanden und die Bergspitzen waren weiß... Sah total schön aus :-)




Auch die Stoßgebete haben mal ein bisschen geholfen. Es war zwar immernoch windig, aber immerhin hat's nicht geregnet und ab und zu kam sogar mal die Sonne kurz raus.
Die Landschaft war wieder wundervoll karg. Das Zelt stand abends wieder direkt neben einer Hütte, in der wir gemütlich bei Snickers und Cappuchino rumsaßen, während des draußen mal wieder geregnet hat. Übrigens fing es vornehmlich immer dann an, wenn ich auf dem Klo saß. Denn, man versucht ja möglichst im Trockenen auf's Klo zu müssen, ist ja nicht immer gleich nebenan... Aber warum es dann gerade wieder anfangen zu regnen muss, wenn ich noch zurück zur Hütte muss??? Das Schicksal mochte mich sowieso nicht auf dieser Reise. Doofes Schicksal. Ich mag dich auch nicht. So! Da hast du's...!

Durch einen Fluss ging's heute auch wieder. Den "schlimmsten" meiner Meinung nach. Andererseits hatte ich das Gefühl, in meinen Wanderschuhen läuft es sich einfach besser, wenn sie nass sind...

Manche Brücken waren schon ein bisschen abenteuerlich ;-)


28. August: Wenn Wege zu Bächen werden...

Matsch, Matsch, Patsch, Patsch.
Patsch, Patsch, Platsch, Platsch.
Platsch, Platsch, Plopp, Schmatz...
Das viele Regenwasser sucht sich seinen Weg auf dem Weg, den wir auch benutzen... Wo es nicht steinig war, war es matschig. Aber wie gesagt, meine Schuhe sind ja erst dann richtig bequem, wenn sie innen schön nass sind.
Diese Holzplanken sind auch sch****, wenn sie nass sind - Rutschgefahr...

Außerdem ging es heute wieder in den Wald. Oder eher ins Gestrüpp. Bicke fand's toll. Mich hat das noch nicht so überzeugt. Ohne Bäume mag ich die Landschaft lieber.
Abends in der Hütte Sämmarlappa wieder die krassen, chilligen Jägermeister-Transporteure und deren Gelaber. Nervig irgendwie. Wie halt ein schlechtes Vorabendprogramm auf gewissen Privat-Sendern...

29. August: Bergstürze aller Welt vereinigt euch
- und verpisst euch!
Und nehmt euren Steinschrott mit!
Wie wär's mit einer neuen, kleinen Insel irgendwo im Pazifik, wo ich nie aus Versehen vorbeikommen werde?

Eine kleine Entschädigung für diesen Sch***-Tag, an dessen Ende wir in Nunjes wieder in der Hütte übernachtet haben, war das Stück Schokokuchen, den einer der Jäger abends im Holzofen, in einem Kochtopf gebacken hat. Ob wir jetzt auf der nächsten (?) Tour auch eine Fertigbackmischung mitnehmen werden? Wohl eher nicht... ;-)

30. August: Duschen - welch Segen der Zivilisation
Der letzte Tag war recht unspektakulär. Es ging durch Wald. Teilweise war der Weg so breit, dass er fast einer Autobahn glich. Und es standen hier und da sogar Ferienhäuser rum! Da staunte ich ja am meisten... damit hätte ich echt nicht gerechnet...
In der Fjällstation in Kvikkjokk angekommen, haben wir erstmal das Zelt aufgebaut - wir kannten uns ja trotz unbesetzter Rezeption schon aus ;-) und dann... dann ging's nach 10 Tagen das erste Mal unter die Dusche. Wie herrlich... Welch ein schönes Gefühl es ist, sauber zu sein... :-)

31. August: der Knikkjokk-Koller naht
Länger als einen ganzen Tag in Kvikkjokk hält man nicht aus.
In der Fjällstation ist es zwar ganz gemütlich, und das Wetter war schön, so dass wir zum Pilze sammeln und Heidelbeeren essen unterwegs waren, aber ansonsten gibt es hier eben wenig zu tun... Außer vielleicht noch essen und Postkarten schreiben. Außerdem hatte ich morgens mein Buch fertig gelesen und musste dann den ganzen Tag Rätsel lösen... Leute waren leider auch nicht viele da, so dass auch das kommunizieren etwas zu kurz kam *g*

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